"Der Marquis lächelte wieder.

"Sehr gut Monsieur. Ich glaube, wir werden uns schnell verständigen. Sie wollen etwas lernen nicht wahr? .....

- Verstehen Sie Monsieur? Es ist fast zu einfach, um es zu verstehen. Man kann das Wollen nicht lernen wollen, ohne die Reinheit und Einfachheit des Wollens zu zerstören. Entweder Sie wollen oder Sie wollen nicht, das ist die einfache Grundwahrheit.

Der animalische Magnetismus ist nichts anderes als die Ausübung des reinen Wollens, das seiner Natur nach nichts anderes sein kann als reines Wohlwollen. Verstehen Sie nun, warum das nicht erlernbar ist?

Entweder Sie machen Ihr Leben zu einer Ausübung Ihres Willens, dann praktizieren Sie immer schon, ob Sie es so nennen oder nicht, eine Art von animalischem Magnetismus. Oder aber Ihr Leben und Ihr Wille laufen in getrennten Richtungen und Sie werden zerrissen sein und sich nach etwas sehnen, wovon Sie glauben, daß es Ihnen die Einheit von Leben und Wille wiedergibt." ......

Der Marquis schaute van Leyden offen und ernst an.

"Ich habe keinen Rat für Sie. Auch das gehört zum Prinzip des animalischen Magnetismus. Der Magnetiseur kann nichts für seinen Patienten wollen. Er hat keinen Rat für den anderen. Jedoch stellt er eine Situation her, in der deutlicher wird, was der andere im Grunde für sich selber will. Jede Krankheit spricht von einem tiefen Unwillen. Meine Arbeit besteht darin, das positive Wollen unter diesem Unwillen in Kraft zu setzen - und wo dies geschieht, verschwindet sehr häufig die Krankheit mit einem Schlag."

                                                                                                                                                                       Peter Sloterdijk in "Der Zauberbaum; die                                                                                                                                                                                         Entstehung der Psychoanalyse im Jahr 1785."